Wandertag 2013

Senatswandertag am 15. September 2013

In einer Zeit, in der Geschwindigkeit keine Hexerei zu sein scheint, sind „Wandertage“ ein Anachronismus, müssten solche „Events“, um up to date zu sein, doch Zeitreisen, intergalaktische Meetings oder Podiumsdiskussionen mit Alien sein; jedenfalls solche, die der rasenden, alles mit sich reißenden Zeit zu Diensten sind. Wandertage sind das Relikt aus einer Vergangenheit, in der den Menschen Zeit noch zur Verfügung stand, Dinge zu erledigen, die man heute kaum oder gar nicht mehr kennt, wie Zeit selbst. Sogar „time is money“ entpuppt sich als „Wegschnapp-Motivation“: Wer heutzutage über Geld verfügt, hat keine Zeit mehr. Man kommt um vor Aktualität, fest überzeugt, als erster Mensch die neuesten Probleme der Welt lösen zu müssen, sieht sich genötigt, das Rad täglich neu zu erfinden, fühlt sich allein gelassen mit den Fährnissen dieser Welt, die ausgerechnet ihn heute treffen: Stress, Burn-out, Herzinfarkt …

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Wandertag des Senats der Großen Gladbacher in und um Hohkeppel (das ist der Ort nahe Lindlar, das Zentrum des Wandertages 2012!) … Senatorinnen, Senatoren, Kinder, Gäste und Hunde bewegen sich 75 Minuten auf einem Areal, so groß wie ein Fußballfeld, und tauchen ein in eine Zeit, die vor 958 n. Chr. begann. Urkundlich - so haben sich die Historiker geeinigt - wird Hohkeppel 958 das erste Mal erwähnt, muss also da schon einige Jahre auf dem Buckel gehabt haben. Damals schickt der deutsche König Heinrich I. (919 – 936) das Brüderpaar Humfried und Walfried nach Hohkeppel mit dem Auftrag, die Gegend um Hohkeppel zu be - Weg – en, Ländereien zu gewinnen, um diese dem Reich zuzuführen; Neuland oder Umwandlung von (Natur-) Brachen in Siedlungsgebiet, Errichtung der notwendigen Infrastruktur und eines religiösen Zentrums; nämlich einer Kirche, die man dann wegen der besseren Alimentation der Kölner Stiftbrüder einerseits, der optimalen geistlichen Unterstützung durch die selben Verdächtigen andererseits dem Stift St. Severin in Köln widmete: Kooperation und Synergie.

Schon damals durchquerte Hohkeppel in West-Ost-Richtung eine bedeutende Handelsstraße, die West- mit Osteuropa verband. Diese Straße, heute eher ein breiterer Weg, hieß in Hohkeppel bis vor gar nicht allzu langer Zeit „Kölner Straße“. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts bauten die Hohkeppler eine große Herberge für Handlungsreisende und deren Fuhrwerk, das „Weiße Pferdchen“; heute nach Restaurierung immer noch ein imposanter Großbau, dessen Nutzung nur mit erheblichen Subventionen gewährleistet werden kann; damals eine “Autobahnraststätte“, der heutzutage die Autobahn abhandengekommen ist.

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Straßen verbinden und trennen zugleich, nicht so stark wie Flüsse aber immerhin. Wegen eines Streites über der „Zehnten“ – weniger über die Erhebung als dessen Verteilung- gerieten Hohkeppel und Lindlar aneinander mit dem “Erfolg“, dass die Kölner Straße in Hohkeppel zur Grenze zwischen zwei Kirchspielen erklärt wurde: Südliches Hohkeppel gehörte ab sofort zum Kirchspiel Lindlar, nördliche Hohkeppler blieben im Kirchspiel Hohkeppel. Das war 13. Jahrhundert. Fortan waren Ehen zwischen Menschen diesseits und jenseits der Kölner Straße quasi Mischehen, und Hohkeppeler Kindern des Südens war der Besuch der Schule, die nördlich der Straße gelegen war, untersagt, vom Besuch der Messe gar nicht zu reden. Unglaublich schikanöse Komplikationen, mit denen erst 1975 (!), und zwar mit der Gebietsreform, Schluss war. Ein Glück, dass der deutsche Schwachsinn des 20. Jahrhunderts nur vierundvierzig Jahre künstlich beatmet worden ist!

Bevor die Vergangenheit die Gegenwart vollends erreicht hatte, erfuhren eher ungläubige Senatoren, dass es in Hohkeppel bis in die sechziger Jahre eine Post, zwei Kolonialwarenläden („Tante Emma“), fünf Gastwirtschaften z.T. mit Saal, eine Schule gegeben hat. Dann wuchs Hohkeppel, die Bevölkerung vervielfachte sich. Heute gibt`s in Hohkeppel (nur) noch eine Gastwirtschaft.

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Wieder aufgetaucht aus der Geschichte bemerkte man sogleich, dass man fast eineinhalb Stunden nicht von der Stelle gekommen war, und beschloss, noch eine Stunde den Liederwanderweg zu laufen. Während das Gros sich auf den Parcours begab, machten sich die nicht nur Fußkranken an die Arbeit: Vorbereitung des Grillfestes. Unter der bewährten Anleitung und Führung der erfahrenen Marketenderin (Susanne Fuchs) und ihrer kenntnisreichen Hilfsmarketender (Matthias Fuchs, Regina Sam und Rolf Sam) erfuhr man, dass gute Vorbereitung und professionelle Performance auf einem Holz wachsen: vorzüglich gegrilltes Gut, erlesene Salate und div. gepflegte, gekühlte Getränke: Wann endlich lassen sich Michelin und GaultMillau hier sehen! – Senatsschriftsteller Rolf Sam bedankte sich im Namen aller Beteiligten und Nutznießer mit großem Blumenstrauß und Bützchen bei Susanne Fuchs.

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Zum Schluss: Das Wetter – nicht so einmalig strahlend sonnig wie 2012; aber wunderbar angesichts der Tatsache, dass es Samstag zuvor und am Montag danach “geschüttet“ hat, und das so gut wie den ganzen Tag: Wir hatten trockenes, zeitweise sonniges Wetter mit angenehmen Temperaturen.

Petrus B-Mannschaft muss auch mal ran! – Dem zauberhaften Bergischen Land schadet dies eh nicht.

wodife