Wie immer plätscherte die Sülz verträumt vor sich hin und an Schloss Georghausen vorbei. Da erlebte sie ihr blaues Wunder! (Nicht das aus Dresden!) Unversehens war sie zum Canale Grande mutiert und erlebt im Schloss Georghausen eine grandiose „Nacht in Venedig“. Selbst den eifrigsten Skeptikern - sie waren viel zu neugierig, um dem nächtlichen Treiben fernzubleiben - blieb die Spucke weg: Waren Veranstaltungen des Senates „der Großen“ bis dato solche, bei denen man von Beginn an „unter sich“ ist (man kennt sich eben!), stellte sich hier dieser sympathische Effekt erst ein, nachdem man einen Blick hinter die Kulissen (in diesem Falle: Masken) hatte werfen können und man verlässlich wissen konnte, wer sich denn da hinter zauberhaften Kostümen und den kunstvollen, filigranen Masken verborgen hatte.
Das war unterhaltende Spannung pur zu Beginn und führte dazu, dass nach der „Enttarnung“ die Wiedersehensfreude umso größer war, zumal noch der eine oder andere Stolz sich hinzugesellte bei denjenigen, die trotz Verkleidung die üblich Verdächtigen sehr schnell identifizieren konnten, bei den anderen, die hartnäckig den intensiven Identifizierungsversuchen trotzten.
Wie Kreuzberger Nächte so begann die Nacht in Venedig am Canale Grande im Schloss Georghausen an der Sülz auch langsam, nahm nach sehr kurzem warming up ungeheuer an Geschwindigkeit, Intensität und Wohlgefühl zu, belebt von einer Renaissance- und Barock-Tafelmusik, gefällig dargeboten, wunderbar, auch ohne dass die jungen Damen und Herren Musiker auf historischen Instrumenten spielten oder sich historisch gewandet hätten: eben Unterhaltungsmusik oder WDR 4 des 17. Und 18. Jhd. 2012 in Schloss Georghausen.
Das war gut, kam gut an und sorgte für eine dezent ausgelassene Stimmung, die fortgesetzt, nein beflügelt wurde durch ein köstliches Menü, für dessen Genuss die eine oder andere Gesichtsdekoration endgültig entsorgt werden musste, vor allem jene überdimensionierten Pestnasen, bei den Herren eindeutiger Verkleidungshit. (Im Übrigen: Nur die wenigsten Venezianer hießen Johannes!)
Gestärkt und tatendurstig stürzten sich die ersten Dogen mit ihrer Begleitung auf die Tanzfläche, bevor das Menü abgeschlossen war. Unauffällig hatte die Renaissance und das Barock die Livemusik eingestellt und das musikalische Zepter einem DJ übergeben. Und dieser DJ servierte einen interessanten Potpourri für alle Alters- und Geschmack-Klassen; und zwar unter Berücksichtigung der aktuellen Altersstruktur und Dezibelbelastbarkeit der Anwesenden.
Wie viele Schuhsohlen durchtanzt worden sind während dieser langen Nacht ist nicht überliefert. Aber: Dass die edlen Pestnasen und ausdauernden Klebehosen in swinging-busses, gesponsert vom Senatspräsidenten! Applaus!, unbeschadet nach Hause gebracht worden sind, war das „Sahnehäubchen“ einer wirklich rundum gelungenen, tollen Veranstaltung, deren geistige Väter (wenn’s um den Geist geht, sind zwei Väter durchaus drin, notfalls bedarf es keines der beiden!) Matthias Fuchs und Rolf Sam sind. Rolf Sam hat sich dann auch noch um die Organisation, Durchführung und Gestaltung - wie man dankbar konstatieren muss - tüchtig gekümmert.
Lieber Rolf, lieber Matthias: Eure Muster-Meister-Vorstellung muss Nachfolgerinnen haben! – Herzlichen Dank!
Wodife
PS: Dass einige Festgäste behaupten, sie wären In der Gondel nach Hause gefahren worden, stimmt so nicht, weil s.o. - Ganz abgesehen davon, dass die Sülz trotz allem Zauberhaften Sülz geblieben war.