In diesem Jahr hatte unser Vizepräsident Wolf-Dieter Feik die große Reise des Senats nicht als Vergnügungsreise, sondern als eine Ferienakademie mit der Thomas Morus Akademie geplant und organisiert. Leider konnte er krankheitsbedingt nicht selbst mitreisen, seine Frau Ingeborg und er wurden sehr vermisst. Erfreulicherweise konnte er aber schon unterwegs telefonisch mitteilen, dass er alles gut überstanden hätte.
Das Motto „Wien - entdecken und erleben, kulturgeschichtliche Spaziergänge durch Österreichs Hauptstadt“ überraschte alle, die Wien bisher zu kennen glaubten. Wien wurde von den 16 Mitreisenden kräftig durchwandert und in allen seinen architektonischen Facetten studiert.
Schon auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel wurde die Donau-City mit der Uno-City besichtigt. Ein völlig neuer, moderner Stadtteil, der Bürogebäude, ein Kongresszentrum, Einkaufs- und Kulturzentren umfasst. Hier residiert der vierte Amtssitz der Vereinten Nationen mit verschiedenen Resorts. Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung gehören ebenso dazu, wie die friedliche Nutzung des Weltraums sowie Flüchtlingshilfe. Sonderorganisationen befassen sich mit industrieller Entwicklung, der friedlichen Nutzung der Atomenergie und dem Verbot von Nuklearversuchen. Im Kreise der hier von berühmten Architekten errichteten Wolkenkratzer fühlt man sich nach Manhattan in New York versetzt. Und mittendrin eine moderne kleine Kirche mit Lichteffekten im Inneren. Hier bewies der Reiseleiter und Kunstführer, Dr. Andreas Baumerich, seine hervorragende Qualifikation, mit intensiven Kenntnissen der modernen Architektur und der international arrivierten Architekten, die sich an der Entstehung dieses Stadtteils beteiligt hatten.
Die anschließende Fahrt zum Hotel Le Meridien Vienna direkt gegenüber dem Wiener Opernhaus
gab einen ersten Eindruck des kaiserlichen Wiens. Getreu dem Motto der Reise endete der erste Tag mit einer längeren Wanderung zum Wiener Restaurant Pfudl, und es sollte nicht der letzte Weg zur typischen Wiener Küche sein. Fürsorglich waren täglich ein Mittag- und ein Abendessen eingeplant. So lernten wir im Restaurant Plachutta den Tafelspitz,
im „Ofenloch“ Gulasch kennen und schätzen und darüber hinaus in den anderen Lokalen alle Möglichkeiten, Fleisch zu panieren bis zum Gasthaus Figlmüller mit dem weltgrößten Wiener Schnitzel. Bei den entsprechenden Spaziergängen durch die Altstadt zum Lokal gab unser Führer jeweils Hinweise auf besondere Sehenswürdigkeiten.
Die Führung am Samstag durch den Stephansdom war eines der Highlights der Reise.
Dieser gotische Prachtbau ist ja das Wahrzeichen Wiens, mit seiner spätgotischen Kanzel, die in vier Jahren aus nur einem Sandsteinblock gemeißelt wurde
und dem Grabmal Kaiser Friedrichs III.
Auch ein Besuch in der kaiserlichen Schatzkammer der Hofburg mit der Kaiserkrone Karls des Großen, der österreichischen Kaiserkrone und vielen Preziosen der Habsburger stand auf dem Programm. Danach durften die barocke Peterskirche
und die Kirche der Donauschiffer, Maria am Gestade, nicht fehlen. Die Altstadt von Wien ist malerisch und bietet an fast jedem Gebäude besondere Merkmale des Barock und der Renaissance. Beeindruckend auch der Judenplatz mit dem von der Amerikanerin Whitereads geschaffenen Mahnmal des Holocausts, das eine in Beton gegossene Bibliothek darstellt, die für immer verschlossen ist. Den Abschluss bildete eine Führung durch das weltberühmte Burgtheater gegenüber dem markanten neugotischen Wiener Rathaus.
Im Innenraum des Theaters konnten die Deckenmalereien von Gustav Klimt bewundert werden.
Der Sonntag begann mit einem Besuch des Mozarthauses, das typisch für die damalige Wohnkultur mit seinem Innenhof ist.
Hier hat Mozart 10 Jahre gelebt und ist auch hier gestorben. Er war keineswegs verarmt, sondern pflegte einen aufwendigen Lebensstil, der nachempfunden werden konnte. Den festlichen Abschluss der Besichtigung bildete ein exklusives Konzert für die Senatsmitglieder des Klaviervirtuosen Richard Iliya Tauber mit der Alla-Turka Sonate von Mozart, dem Impromptu As-Dur von Schubert, einem Lied ohne Worte von Mendelsohn und als Zugabe das Jubilee Stomp von Duke Ellington/Dick Hymen.
Nach dem Mittagessen folgte bei herrlichem Sonnenschein eine Wanderung durch die Zeiten von der monumentalen barocken Karlskirche
über die Jugendstilbauten an den U-Bahn Bahnhöfen bis zum Gebäude der Wiener Secession mit der vergoldeten Blattwerkkuppel.
Hier wurde das von Gustav Klimt geschaffene „Beethovenfries“ nicht nur besichtigt, sondern auch gedeutet. Eindrücke von den prunkvollen Bauten der Ringstraße, vom Heldenplatz und von der neuen Hofburg rundeten den Tag ab.
Der Montag galt den Spuren der Moderne. Dazu wurde ausgiebig die Straßenbahn genutzt. Das von Otto Wagner geschaffene Postsparkassengebäude gilt als einer der ersten modernen Bauten. Zweckmäßig und relativ nüchtern jedoch mit einer Fassade aus Marmor und zeitlosen Bodenbelägen, zweckmäßig aber dennoch ästhetisch. Ein Kontrast zu dem ansonsten barocken Erscheinungsbild Wiens. Die anschließende Besichtigung des „Hundertwasserhauses“ von Friedensreich Hundertwasser
gab Einblick in künstlerische Möglichkeiten, Mietshäuser alternativ zu gestalten. Ein Stopp auf der nachmittäglichen Fahrt zum Flughafen zeigte noch „Gasometer-City“,
als eigenständiger Stadtteil aus fünf Gasometern entstanden, die zu Wohnungen mit Einkaufszentrum, Büros und Kinos umgebaut wurden. Das Konzept wirkte noch etwas ungewohnt und problembehaftet. Müde erreichten die Teilnehmer gegen 23.30 Uhr dank Bustransfer durch Pütz-Reisen Bergisch Gladbach, nicht ohne auf dem Heimweg dem Vizepräsidenten nochmals für diese lehrreiche Reise zu danken.
Martin Derda