Reise nach Trier 2007

Senatsreise 2007 nach TRIER (31.08.2007 bis 02.09.2007)

Nicht die Hinterlassenschaften Constantins in Trier, sondern jene von Vulkanen, durch die vor viel längerer Zeit die Eifel ihre Prägung erhielt, faszinierten die (nur erst) 19 Senatorinnen, Senatoren im einzigen Deutschen Vulkanmuseum in Mendig, der ersten Station der diesjährigen Senatsreise. Die Überraschung war auch in sofern perfekt, als niemand der Mitreisenden dieses Museum kannte. Was sich Augen und Ohren bot, war schlicht spannend: Aktiver Vulkanismus in der Zeitmaschine und erstarrter Vulkanismus unter Tage im Basalt – Keller; unter einer 25 Meter dicken Bimsschicht hat man bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts Basalt abgebaut. So entstanden riesige unterirdische Räume (Dome), die bald von Bierbrauern entdeckt und wegen der konstant niedrigen Temperatur (ca. +8° Celsius) fürs Bierbrauen und die Bierlagerung genutzt wurden. Mendig war gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Stadt in Deutschland mit den meisten Brauereien. Eine von ihnen ist übrig geblieben. Und dort stärkten wir uns, bevor es nach Trier weiterging zum eigentlichen Ziel nach Biersdorf am See zum Hotel. Die geplante gemütliche und gründliche Nachbereitung des ersten Reisetages fiel aus. Die Hotelbar war in eine Diskothek umfunktioniert. Ein DJ machte „life“ – Musik, zu der er auch hin und wieder sang, leider auch am zweiten Abend. Sich selbst hörte man nicht, jedenfalls nicht jeder. – So weit zur Nachbereitung.

Von Biersdorf nach Trier dauert’s nicht lang, es sei denn, man macht auf dem Weg Halt und eine Brauereibesichtigung in Bitburg. Haben wir nicht gemacht, statt dessen (pünktlich) eine Stadtrundfahrt in Trier. - Zuvor aber erlangte die „Truppe“ volle Kampfstärke. Die einen hielt es aus gesellschaftlichen Gründen am ersten Reisetag in Bergisch Gladbach, die anderen aus gesundheitlichen Gründen dort erfolgreich im Bett, sodass sie vom zweiten Tage an wieder dabei waren und am dritten Tage in die Saiten griffen und mit hörbarem Erfolg zum Mitsingen animierten, prima.

Danke, Edith Derda! – Die Stadtrundfahrt, sie wurde zu einem ungewöhnlich interessanten, hoch informativen Erlebnis nicht zuletzt dadurch, dass unser Stadtführer, als wäre er der Leiter einer scholae cantorum, die Basilika durchschreitend in sonorem Bass-Bariton Gregorianische Melodien solistisch vortrug, um so die grandiose Akustik des riesigen Raumes zu demonstrieren. Dabei wusste man schließlich nicht einmal, was einen mehr beeindruckt hatte, die Akustik oder der Gesang. – Der nachmittägliche Abstecher nach Luxemburg diente dem Kennenlernen des Mueller-Tales sowie – by the way – Echternachs. Und trotz der einen oder anderen After-Dinner-Konditionskrise waren Aufnahmebereitschaft und –fähigkeit wenig getrübt. Jedenfalls erfuhr man von unserem Trier-Stadtführer - wir hatten ihn einfach nach Luxemburg mitgenommen -, dass die so abwechselungsreiche, bizarr zerklüftete Topografie und Geologie hier auf sehr engem Raum (Kalk-, Sandstein, Schiefer) sich daher erklärt, dass das luxemburgische und Trierer Gebiet am Rande des sog. „Pariser Becken“ liegt. Dort, wo eine flache Sediment-Lagerung aufgefaltet wurde und zutage tritt. – Echternach, Dom, Springprozession, der heilige Willibrod: keine erdgeschichtlichen Hinterlassenschaften, sondern kulturelle, die tief in unseren Alltag Einzug gehalten und sich dort verwurzelt haben. Es ist beeindruckend, sich diesen Wurzeln gegenüber wieder zu finden.

Zurück zum Profanen, nach Deutschland, zum Abendessen in Trier. Zumindest die Lage des Lokals, hoch über Trier, am linken Mosel – Ufer, war etwas Besonderes: Der Bus konnte nicht wenden. (Konnte er, d. h. unser Fahrer den Bus dann doch. - Bravo!) Der Blick von hier oben über Trier von der Terrasse des Restaurants, bei auch noch schönem Wetter und mit einem Glas guten Moselsekts, ist etwas Außergewöhnliches: die Stadt verrät etwas von ihrer Geschichte, in deren Verlauf sie mehr als 30 Mal geplündert, vernichtet und immer wieder aufgebaut worden ist. So eingetaucht in Sinnenlust und Nachdenklichkeit war es schwer, die Herrschaften wieder zurück an die Tische zu bringen, damit das vorzügliche moselländische Büfett seinen Lauf nehmen konnte.

Die Überraschung während des kulinarischen Genusses: Kür und Ehrung des ersten, einzigen und jüngsten Pursers der Großen Gladbacher: Felix Pütz. Die Laudatio hielt kein Geringerer als der Ehrenpräsident unsere Gesellschaft Franz Heinrich Krey; sachdienliche Rhetorik und problemorientierter Humor inbegriffen. Klasse! - und Gratulation, lieber Felix.

Am Sonntag, der letzte Tag, ging es nach Bernkastel – Kues, der Geburtsstadt des Universalgelehrten, Theologen und Philosophen, an der Wende zur Neuzeit, Nikolaus von Kues, Namenspatron des hiesigen Nicolaus – Cusanus – Gymnasium. Übrigens: Seine Gebeine fanden in Rom (S. Pietro in Vincoli), sein Herz in Kues, im von ihm gegründeten Stift, die letzten Ruhestätten.

So hatte er es gewollt. - Das Schiff fuhr in Bernkastel los. Und dann ging es moselabwärts bis nach Zell, Schleusen inklusive, ebenso das schöne Wetter und die prächtige Stimmung an Bord und am Ufer: O, Mosella! Nach der Bootfahrt auf der Mosel war Ehrenbreitstein auf der anderen Rheinseite angesagt.

Ehrenbreitstein: Eine der ganz großen, wehrtechnisch bedeutenden „Festen“, die nie eingenommen werden konnte, so lang es noch interessant war, über technische Maßnahmen nachzudenken, solche „high-tech“ – Dinos zu vernichten. Die Tage und Eindrücke zuvor waren nicht ohne Wirkung geblieben, sodass die Führung durch die Feste Ehrenbreitstein alle nicht mehr interessierte, zumal im „Café Ferrari“ nebenan Kaffee und Kuchen lockten (und Toiletten!) Dennoch: die Führung machte mindestens eines deutlich, nämlich dass alles wehrtechnische Know-how, und sei es noch so sophisticated, durch den Wandel der Zeiten seines irrwitzigen Charakters entlarvt wird, und man fragt sich, ob derartige intellektuelle Höchstleistungen nicht günstiger in humane Forschung gesteckt wären. - Schön, dass es Ehrenbreitstein gibt; denn von dort oben hat man einen einmaligen, grandiosen Blick in die Weite der Eifel und der Rheinischen Ebene, auf die Anfänge des Hunsrücks und auf Koblenz, die Stadt an Rhein und Mosel, die Flüsse, die der Stadt ihren Namen gaben, indem sie eben dort zusammenfließen: fluvii confluentes (lat.), und aus diesem „confluentes“ wurde sprachgeschichtlich Koblenz. Darüber floss viel Wasser den Rhein und die Mosel hinunter.

„Dä Rhing eraf“ fuhren wir anschließend gen Bergisch Gladbach. Das Ende einer Senatsreise lag vor uns und hinter uns Tage, die ihres fröhlichen Erlebnischarakters wegen abgelenkt hatten vom Unbill des Alltags, in denen Senatorinnen und Senatoren zu sich und zu anderen fanden, Neues kennen und Altes verstehen lernten und das Leben als ein schönes solches betrachten konnten.

Wodife