Senatsfamilienausflug
„Warum ist es am Rhein so schön?“ Die Antworten auf diese Frage kennt der Rheinländer. Dass und warum es an der Lahn auch schön ist, wissen seit dem 21.06.2008 einige Senatorinnen, Senatoren, deren Kinder, Enkel und Freunde noch dazu.
Ganz im Gegensatz zur prächtigen Stimmung sah es morgens bei der Abfahrt mit dem Wetter anders aus: mies. Dabei wollten wir mit dem Kahn auf der Lahn fahren! Aber heftiger Nieselregen? – Er blieb uns erhalten bis kurz vor Bad Ems, und als wir dort aufs Boot stiegen, hatte die Sonne gegen die Wolken gewonnen, sie blieb uns während des restlichen Tages treu. Unsere gute Laune hatte das Wetter tüchtig angesteckt.
Wir fuhren also auf der Lahn von Bad Ems nach Obernhof. Seit der Bootfahrt weiß man außerdem, dass die Lahn schon seit der Römerzeit befahrbar ist, dass die Lahn im 19. Jahrhundert „richtig“ ausgebaut wurde mit Schleusen, von denen einige heute noch unverändert genutzt werden können und von uns genutzt wurden, dass und wo das legendäre „Wirtshaus an der Lahn“ in Wirklichkeit steht und in Betrieb ist, dass es noch Laubwälder gibt (z. B. links und rechts der Lahn), deren Laubwerk so dicht scheint, dass kein Vogel es durchdringen kann, dass es Burgen und Burgruinen auch entlang der Lahn gibt, dass es im Gebiet der Lahn einen hochinteressanten Erzbergbau gegeben hat, dessen Produkte man eben über die schiffbar gemachte Lahn abtransportieren wollte, wenn es denn die Bahn nicht gegeben hätte. - Gut zwei Stunden Ruhe und Genießen auf der Lahn.
Mit dem Bus von Obernhof nach Diez; dort kurze Gelegenheit, zu Fuß oder zu Wasser diese wunderschöne kleine Stadt kennenzulernen, den Pegelstand der Lahn am eigenen Leibe zu überprüfen, wie unser mitreisender Chef-Purser Felix, oder mitsamt (Plastik-) Stuhl vor seinem Espresso zusammenzubrechen, wie der etwas für seine mittägliche Wachsamkeit tun wollende „Vizze“. - Sammeln der Mannschaft und Fahrt zum Schloss Oranienstein. Zur allgemeinen Verwunderung musste man sich auf Bundeswehrgelände begeben. Das Schloss liegt innerhalb eines Kasernenkomplexes und wird von der Bundeswehr genutzt. Seinerzeit hat der Verteidigungsminister Franz Josef Strauß das völlig heruntergekommene Schloss für die Bundeswehr gekauft (1,00 DM) und dann für viele Millionen DM restaurieren lassen, um es wieder nutzbar zu machen. Seitdem haben auch gekrönte Häupter hier Einzug gehalten, nicht nur die Oranier, von deren Stammhäusern Oranienstein eines ist. Hier feiern auch Bürgerliche (!) Geburtstage und Hochzeiten, finden Events von staatstragender Bedeutung statt und schieben Soldaten (freilich keine ganz gewöhnlichen, wie die Türschilder auswiesen) ihren Dienst.
Der Limburger Dom war unser nächstes Ziel. Man muss sich zu ihm schon hochbewegen, und das bei diesem wunderschönen Wetter und den wunderbaren hohen Temperaturen! – Da stand nun das, was viele von uns bisher nur aus der Entfernung, von der A-3-Brücke, oder von dem guten alten 1000-Mark-Schein kannten. Die Bischhofskirche!
Schwester Theresia führte die Gruppe durch „ihren“ Dom, eindrucksvoll - informativ, interessant, humorvoll, und machte aus uns im Handumdrehen einen „A-cappella-Chor“, nicht ahnend, dass unsere Sangeskünste von Session zu Session immer wieder und intensiv geschult werden. Umso größer war ihre Verwunderung. Die unsrige war auch nicht gerade klein, als wir nach unserem „Alleluja“ der ausgezeichneten Akustik lauschten. Diese machte sich dann auch der vorzügliche Domorganist Igelkamp zunutze, der - eigens für uns - gute 20 Minuten lang sein Instrument vorführte. Sowohl artifizielle polyphone Abläufe (J.S. Bach) als auch romantische Klangmixturen (C. Saint -Saëns) bleiben in einem solchen Klangraum transparent, wirkt das Tutti gewaltig, ohne zu betäuben, erschüttert noch der Schalldruck der tiefen Pedaltöne. – Grandios! Ärgerlich war, dass wir erst nach dem kleinen Konzert auf die Idee kamen, das alles auf der Orgelempore zu hören. Dann nämlich hätte man sehen können, welche physische Arbeit ein Organist zu leisten hat, der solche Orgelstücke spielt.
Dem Ärger folgte die Freude am guten Abendessen in Weilburg. Dieser Stadt merkt man heute noch die Würde der ehemaligen Residenzstadt an, und das nicht nur, weil die Burg über der Stadt thront. Den Schifftunnel, ein anderes Wahrzeichen der Stadt, fanden wir nicht so sehr beeindruckend, jedenfalls nicht von außen. Wir hätten durchrudern sollen. Aber dazu kam es nicht mehr.
Das (Gala-) Abendessen in der „Lahnschleife“ zog alle magisch an und dämpfte ausuferndes Interesse. Es kam dann wirklich zum (kulinarischen) Höhepunkt dieses Familienausfluges, dem auch zeitlich ausgiebig gefrönt wurde. (Man gönnt sich ja sonst nichts.)
Die Heimfahrt über die A 3 bliebe unerwähnt, wenn wir nicht der langsam untergehenden Sonne nachgefahren und in einen einmalig spektakulären Sonnenuntergang hineingefahren wären; und das nach diesem Nieselregen am Morgen. Merke: Auch Senatoren sollten den Tag nicht vor dem Abend loben. - Er war schön, dieser Tag!
wodife