Senat erkundet DLR
Das Interesse war groß, die Anmeldezahlen gewaltig trotz des Nachmittagtermins (am 22.04.2008), der bekanntlich für viele Senatorinnen und Senatoren ungünstig ist. Die Organisation hatte dann doch nicht die Qual der Wahl, weil das DLR seinerseits den zunächst angebotenen Termin zugunsten eines neuen verlegte und viele derer, die sich für den 22.02. angemeldet hatten, den neuen Termin am 20.05.2008 nicht wahrnehmen konnten. Nachmeldungen gab es wenige. So entstand eine Gruppe in Idealgröße, die doch noch kleiner ausfiel, da einige angemeldeten Senatoren fehlten, als es losging: Kalkulation im Eimer, Senatskasse „gepitscht“.
Einen Blick hinter die Kulissen des DLR („Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt“) zu werfen, und sei er noch so winzig, löst Staunen aus allein wegen der unvorstellbaren Dimensionen und deren schwindelerregender Spannweite, welche die Wissenschaftler durchforschen und die Ingenieure bewältigen: Nano-Technik und Lichtjahre, um nur zwei Beispiele zu nennen. Hier (nicht allein) bewegt sich die Alltäglichkeit, wenn es darum geht, Menschen den Raum außerhalb unserer Erde erfahrbar und be – greifbar zu machen, dem Geheimnis der Entstehung unseres Universums auf die Spur zu kommen. „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ (Faust I, 382,383) dichtete Johann Wolfgang von Goethe noch bodenständig, gleichwohl er den „Zauberlehrling“ bereits im „Hinterkopf“ hatte. Das Ziel wissenschaftlichen Tuns hat sich im Laufe der Zeit immens verlagert,getrieben freilich von ein und derselben unergründbaren nie versiegenden menschlichen Neugier: Woher kommt der Mensch ...
Im Rahmen weltweiter Anstrengungen arbeitet man in Wahn schwerpunktmäßig am Projekt „ROSETTE“. Rosette ist kein Kunstwort, sondern der Name eines kleinen Ortes im Norden Ägyptens, in dessen Nähe ein Offizier der Napoleonischen Armee (Pierre François Xavier Bouchard) 1799 einen Stein fand, auf dem Texte in drei Sprachen eingemeißelt waren: Griechisch, Demotisch und Hieratisch (Hieroglyphen). Des Griechischen war man mächtig, die Entzifferung des Demotischen gelang dem Franzosen Jean François Champollion. Da der demotische Text dem griechischen entsprach, hatte er die Vermutung, dass ein und derselbe Text in drei Sprachen, also auch in Hieroglyphen, eingemeißelt ist. So war es denn auch; seit „Rosette“ gelten die Hieroglyphen als entziffert, seit den 1820-ern Jahren kann man die Schrift der „alten“ Ägypter lesen. Der Stein von Rosette also hat einem Kometen und einem deutschen (DLR-) Projekt den Namen verliehen. Ein mit unglaublich vielen und für die Analyse fester Stoffe tauglichen Instrumenten ausgerüsteter Satellit wird sich - so das Projekt - in naher Zukunft auf die Reise zu diesem Kometen begeben, der sich augenblicklich am Rande unserer Galaxie bewegt. Um dorthin zu gelangen, nimmt der Satellit nicht etwa den direkten Weg, wie der interessierte Laiensenator bis dato anzunehmen geneigt war, sondern umkreist auf seiner Reise dorthin etliche nah und fern positionierte Planeten, um aus diesem Orbit den notwendigen, zusätzlichen und größeren Schwung für den Weiterflug zu schöpfen. (Antriebssysteme für einen Direktflug von der Erde zu solch weit entfernten Himmelkörpern kann und wird es gar nicht geben.) Man erhofft sich, den Analyseergebnissen, welche die Bordinstrumente zur Erde funken werden, Geheimnisse über die Entstehung unseres Alls entlocken zu können.
Neben solch futuristischen Betätigungen bemühen sich die Menschen des DLR auch um Gegenwärtiges, z. B. um die Ausbildung, Verpflegung und Versorgung von Astronauten. Hochspezialisiert hat sich inzwischen die Raumfahrtmedizin, die Trainingsprogramme zur Simulation von Arbeiten in der Schwerelosigkeit, z. B. an der Raumstation ISS, sind inzwischen standardisiert, und für die Erledigung alltäglicher Arbeiten in den Raumstationen stehen Modelle im Maßstab 1:1 zur Verfügung (Dusche und Toilette sind besonders attraktiv). Zur Verfügung steht auch ein astronomischer Etat, der erwartungsgemäß nicht ausreichend groß genug bemessen ist. (Solche Informationen sind weniger ungewöhnlich.) Der Bedarf der insgesamt fünf Standorte des DLR (u.a. Oberpfaffenhofen) ist gewaltig und muss gestillt werden. Einerseits kann Deutschland sich der Raumfahrt nicht mehr verschließen (tut es auch nicht), andererseits zieht auch Deutschland nicht unbedeutenden Nutzen sowohl wissenschaftlich-technischer als auch ökonomischer Art aus dieser Beschäftigung und Beteiligung - außer den Teflon-Bratpfannen. –
Dank, Orden und Alaaf (keine Rakete) unseren studentischen Führern!
Die himmelstürmenden Senatorinnen und Senatoren waren von der Wucht und der Fülle solcher Weltraum - Dimensionen erdrückt, sie waren platt. In Folge dessen machten sie sich (aber nicht mehr wissens-) durstig und hungrig auf den Weg zum Päffgen in der Kaule, wo sie freundlich, fröhlich und angemessen empfangen wurden von Senatoren, die zwar an der DLR-(Tor-)Tour nicht teilnehmen konnten, die aber die lukullische Nachbereitung nicht versäumen wollten und diese an Ort und Stelle bereits „eingeläutet“ hatten. Der Senat war wieder zusammengeführt; die Erde hatte uns wieder.
wodife