Reise ins Weserbergland 2005

Senatsreise 2005 ins WESERBERGLAND (09.09.2005 – 11.09.2005)

28 Senatorinnen, Senatoren und acht Kinder und Jugendliche (alle wohl erzogen!), waren aus der deutlich größeren Schar der Reisewilligen übrig geblieben. Es stellte sich sofort heraus, dass sich diese auf das Weserbergland Neugierigen geradezu gesucht und gefunden hatten. Unser Bus war noch nicht losgefahren, da hatte man den Eindruck, dass sich hier Jung und Alt getroffen hatte, um sich froh gelaunt auf einen Familienausflug zu begeben. – Als es später dann zum Abschied nehmen kam, war aus dem Ein-druck Gewissheit geworden. Wo gibt’s noch so große Familien, in der alle zwei ein halb Tage so selbstverständlich, so sympathisch, so gut gesinnt, fürsorglich und rücksichtsvoll, ohne ein falsches oder lautes Wort gut mitei-nander auskommen. Etwas Wehmut schwang mit in den Abschiedsworten:
„ Schade, dass die Tour schon vorbei ist.“

Dabei fing es gar nicht so gut an. Kaum waren wir auf der Autobahn, da standen wir auch schon im Stau; und zwar so lang, dass unser erster Programmpunkt (Externsteine) gestrichen werden musste. Die „große Familie“ nahm es mit lustiger Gelassenheit und genoss die Bordverpflegung, u.a. edlen Sekt, großzügig gespendet von unseren Ehrensenatorin Ela Strünker-Kolhagen. Vorfreude auf Programmpunkt zwei: „Hermannsdenkmal“. Tatsächlich erreichten wir Arminius, der Varus im Teutoburger Wald 9 n.Chr. so vernichtend schlug, noch bei Tageslicht.

Dem staubedingt brach liegenden Bewegungsdrang wurde durch forschen Aufstieg zum Aussichtsring des mächtigen Denkmals genüge getan, dem immer größer werdenden Hunger durch das anschließende Abendessen. – Dann: problemlose Weiterfahrt nach Bad Pyrmont zum Hotel. Die Zimmerblegung erfolgte zügig, weil der Abend noch an der Bar enden sollte, was er dann auch tat. Am nächsten Tage ging’s nach Hameln, in die Rattenfängerstadt. Der Rattenfänger muss sich zwischenzeitlich mächtig vermehrt haben; denn während wir eine kurze Zeit auf unsere zweite Stadtführerin warteten, zogen mehrere Rattenfänger an uns vorbei. Glücklicherweise waren unsere „Kids“ Rattenfänger resistent. Niemand ist einem von ihnen gefolgt. – Vom Anblick einer dermaßen wohl behaltenen und bestens restaurierten Altstadt waren alle angetan. Und diejenigen, die Hameln noch nicht kannten, waren schlicht begeistert. Umso mehr, als wir erfuhren, dass diese alte Substanz dank der Initiative einer einzelnen Dame

(Frau Elsa Buchwitz) erhalten geblieben ist. Man war in den 50-er und 60-er Jahren dabei, das alte Gemäuer der Stadt zugunsten „moderner“ und verkehrsgerechter Architektur zu „sanieren“. Allein das Fischerviertel Hamelns ist diesem Wahn geopfert worden. Heute ziert ein Backsteinbauklotz, in dem ein Supermarkt seine Waren anbietet, einen Platz, auf dem einst sich die vielen kleinen Fischerhäuser eng an eng in schmalen Gassen drängten. Wahrlich keine Auto gerechte Bebauung. Heute gibt’s hier Straßen und den Weitblick über eine nichts sagende, öde Fläche. Frau Buchwitz hat es geschafft, dass die so gearteten Sanierungsmaßnahmen gestoppt, stattdessen die Restaurierung der alten Bausubstanz gestartet wurde.

Es hat sich sichtlich gelohnt. Das Haus zum Beispiel, in dem Wilhelm Busch gewohnt hat, wäre wohl nicht mehr.
Das Mittagessen konfrontierte einige mit einer weiteren Neuigkeit: Vegetarische Kost! Köstlich zubereitet und mächtig, aber vegetarisch.





Die vielfältigen Eindrücke des Vormittages konnten während einer nachmittäglichen Kutschenfahrt durch die Weserauen in Ruhe verarbeitet werden. In Ruhe? In einer der beiden Kutschwagen wurde bei Gitarrenbegleitung (laut) gesungen (am Instrument: Edith Derda). Deutsche Gebrauchslyrik, Lieder aus der Küche, aus der Mundorgel, aus dem Volksgut und aus dem kölschen Fastelovend. Alle Stimmbänder blieben dank gezieltem Trinken stets feucht und elastisch.

Zum Abendessen fanden wir uns im Rattenfängerhaus ein. Höhepunkt: Flambierte Rattenschwänze! Spektakulär vor allem für unsere Jüngeren, kulinarisch äußerst pikant für alle. Und zum Schluss brannte es noch: Der „Rattenkiller“ (ein 50-prozentiger Digestiv) erst im Glas, dann in der Kehle.
Rückfahrt zum Hotel in Bad Pyrmont und großes Treffen auf der Terrasse vor der Bar. Es wurde viel erzählt, herzlich gelacht und genüsslich getrunken – es war wonnig gemütlich. Bis eine junge Bedienung in völliger Verkennung der Situation meinte bemerken zu müssen: „Ich könnte sie ja auch auf ihre Zimmer schicken!“ Unserem „Freigang“ hat diese Aufforderung nicht geschadet. Er dauerte, bis das letzte Glas getrunken und der letzte Witz erzählt war.

Am nächsten Tag, bei Nieselregen, nahmen wir Abschied von Bad Pyrmont. Fahrt zum größten Wasserstraßenkreuz Europas nach Minden. Auf dem Weg dorthin besuchten wir noch Kaiser Wilhelm I. an der Porta Westfalica. Sein Denkmal ist zur Erinnerung an die erste Vereinigung der deutschen Staaten im zweiten Kaiserreich (von 1871 bis 1918) errichtet und 1896 eingeweiht worden.

Im Wasserstraßenkreuz Minden wird in 13 Meter Höhe der Mittellandkanal über die Weser geführt. Weser und Mittellandkanal sind durch verschieden Schleusen miteinander verbunden. Die älteste und kleinste Schleuse ist die „Schachtschleuse“, 82 Meter lang und 10 Meter breit aus dem Jahre 1914. Diese hebt bzw. senkt die Schiffe in einem Zug über die gesamte Höhe von 13 Metern und benötigt hierfür sieben Minuten.

Wir befuhren den Mittellandkanal, überfuhren die Weser und landeten in der Schachtschleuse. Und dann ging’s abwärts.

Ein grandioses Erlebnis! Gleichwohl überkam manchen schon ein etwas unwohles Gefühl, als das Schiff in dem immer tiefer werdenden, düsteren Loch der Schleuse versank. Als sich dann das Schleusentor geöffnet hatte und der Himmel wieder bis zum Horizont reichte, war alles vorbei..

Die Weser hatte uns aufgenommen. Wir fuhren weseraufwärts unter dem Mittellandkanal Richtung Porta Westfalica: eine schöne, ruhige, erholsame Bootsfahrt, die manch gute Unterhaltung hat zustande kommen lassen.

In Porta Westfalica wartete unser Bus. Glücklicherweise war die Rückfahrt nicht so prall mit Staus gefüllt; es gab nur einen solchen, der mit Gesang überwunden wurde. Das Training vom Vortage hatte sich gelohnt. Die anderen guten Annehmlichkeiten der Hinfahrt wiederholten sich: Bordverpflegung, und der edle Sekt war großzügig gespendet von unserem Senator Robert Granderath.

Wieder einmal: Eine schöne Senatsreise, viele interessante Eindrücke, reichlich Wissenswertes, sympathische Mitmenschlichkeit; eben: Senat der Großen Gladbacher.

Wodife